Festival

Im ländlichen Raum ist ja vieles weniger vorhanden: Weniger Einkaufsmöglichkeiten, weniger Freizeitangebote, weniger Ärzte, weniger Schulen, weniger Kneipen…. Die Liste lässt sich vermutlich beliebig verlängern. Aber es gibt auch Dinge, die sind deutlich mehr vorhanden. Klar – Gegend gibt es hier mehr und Natur. Aber das liegt in der Natur der Dinge. Es gibt auch mehr Tiere. Manche davon sind auch Haustiere und andere ungewollt Haustiere.

Und dann gibt es etwas, das geht im städtischen Raum irgendwie gar nicht oder nennt sich da Demonstration oder Love Parade oder so ähnlich – Festivals.

Hier ist endlich mal Platz und nur so ein paar Menschen, die ihr Fenster zumachen und sich Ohrstöpsel in die Ohren stecken müssen. Der eine Tag Stau in einem 400 Seelendorf ist doch eine nette Abwechslung. Die lustigen Menschen, die vergessen haben, dass der Konsum um halb zwölf am Samstag schließt, sorgen immer wieder für Stimmung. Die ganz großen Festivals haben deswegen die Discounter auf ihrem Gelände.

Und sonst? Man hört die ganzen Tage in 20 Kilometer Entfernung noch die Bässe. Kostenlose Eintrittskarten? Gibt es nur für die ganz geplagten, ganz nah wohnenden Leidenden. Da man sich auskennt, kann man einen kostenlosen Platz in der Nähe finden, an dem man etwas vom Feuerwerk sieht. Das Feuerwerk, das mal eben das Wild und die Vögel vertreibt. Ich frage mich warum ich in der Brut- und Setzzeit meinen Hund anleinen muss, wenn ein Festival das auch so erledigt.

Ich gestehe, ich bin von der Sache kein so großer Fan. Geht das nicht kleiner? Und rücksichtsvoller? Vielleicht hat die nächste Generation keine Lust mehr mit Gummistiefeln durch den Matsch zu Bühnen, auf denen man kaum etwas sieht, mit überteuertem Essen und mangelhaften Toiletten. Dann kann ich wenigstens meine Rente in Ruhe im ländlichen Raum genießen.

Energiekrise

Inzwischen weiß ja jeder, dass man für eine Krise vorsorgen muss. Es ist ein bisschen schwierig sich mit Strom zu bevorraten, aber ein bisschen Diesel für das Aggregat tut es auch. Ansonsten achtet man schon bei der Einrichtung des Hauses darauf, dass die Dinge, die ohne Strom funktionieren, eingebaut bleiben.

Ich habe deswegen einen Gasherd. Das ist nicht so energieeffizient, aber damals wurde der Strom mindestens 8 x im Jahr offiziell abgestellt. Von den überraschenden Ausfällen will ich gar nicht reden. Leider gab es in unserem Haus keinen Schornstein mehr für einen Holzofen. Das hole ich aber jetzt nach und dann steht zusätzlich noch eine „Küchenhexe“ zum Kochen zur Verfügung. Theoretisch kann man damit auch backen, aber das ist wirklich eine Kunst. Das Highend-Gerät wäre allerdings der Badofen. Den gibt es sogar mit einer Mischbatterie, so dass man auch duschen könnte.

Ganz gleich, was kommt, ich habe tatsächlich noch gelernt, wie man sich ohne Dusche oder Badewanne wäscht. Ich habe das für einen normalen Skill gehalten, aber scheinbar wurde diese Methode der körperlichen Reinigung komplett aus dem Lern- und Erziehungsprogramm der jüngeren Menschen gestrichen. Jetzt ist auf alle Fälle eine gute Gelegenheit das zu Üben.

Lapuster, lapuster, im Winter is‘ oftmals duster – oder: Der Sonnenaufgangsweckröddel

Ich hasse kaum etwas so sehr wie den Moment, wenn morgens mein Radiowecker brüllt… besonders schlimm ist es im Herbst und Winter, wenn es stockdunkel ist und man aufgrund irgendwelcher mehr oder weniger wichtigen Pflichten aufstehen muss. Biologisch kann das nicht richtig sein, denn wie viel schöner ist es, im Sommer sanft von den goldenen Strahlen der aufgehenden Sonne geweckt zu werden?

Doch dieses Jahr sollte alles anders sein und die Weichen für die Veränderung sollten gestellt werden, als ich Tinki von meinem Wunsch nach einem Sonnenaufgangswecker erzählte. Wenige Tage später hatte sie ein solches Ding organisiert und ich begann voller Hoffnung auf eine bahnbrechende Wendung in meinem Leben, mich mit dem Ding auseinderzusetzen, was nicht so einfach war:

Die Bedienungsanleitung sagt zwar irgendwie, welcher Knopf wofür zuständig ist – sie sagt aber nicht wirklich, was man nun tun muss, um das Ganze dann auch wie gewollt einzustellen. Da helfen auch keine kleinen beigelegten Aufkleber, die man auf die Knöpfe kleben kann, bis man weiß, welcher Knopf welche Funktion einstellt, das ist einfach anfangs verwirrend, mit ein bisschen Herumprobieren hat man für die Grundfunktionen den Dreh aber schnell heraus.

Ich habe also eingestellt, dass ich nur einen Sonnenaufgang möchte und um welche Uhrzeit… synthetisches Vogelgezwitscher und Meeresrauschen, das wie ein kaputtes Radio klingt, schienen mir genauso wenig verlockend wie das richtige Radio, denn schließlich hatte ich bereits einen Radiowecker. Ich ging ins Bett und verschlief meinen ersten „Sonnenaufgang im Schlafzimmer“ am nächsten Tag prompt.

An dieser Stelle mussten also Spezialisten ran, die sich da auskennen und die Sache objektiv beurteilen können, weil sie täglich den Sonnenaufgang sehen… ich tat also das naheliegendste und schleppte das Ding mit zu den Pferden.

An dieser Stelle ist festzuhalten: Die Knopfzelle zur Speicherung der Weckzeit funktioniert und ich musste bei den Pferden angekommen nicht alles neu einstellen! Wenigstens das…

Der Versuchsaufbau sah nun vor, zu schauen, ob die Pferde irgendwelche Reaktionen zeigen würden… ich baute das Ganze also dort auf, ohne zu wissen, welche Reaktionen ich erwarten könnte. Dass die Pferde generell Reaktionen auf Dinge zeigen, war gewiss: Schließlich war das Abrollen der Kabeltrommel ein Geräusch aus der Hölle, das meinem zugegebenermaßen etwas zartbesaiteten Schimmel ein empörtes Trompeten (wer das noch nie von einem Pferd gehört hat, kann sich nicht vorstellen, dass Pferde solche Geräusche überhaupt zu produzieren imstande sind) entlockte.

Das Spezialisten-Team für Sonnenaufgangs-Fragen beim Test

Der Rest des Versuchs war dann leider nicht mehr so spannend… das Gerät wurde kurz beschnüffelt und dann als Futterbeleuchtung hingenommen, irgendeine Verwirrung ob eines Sonnenaufgangs zu einer unpassenden Tageszeit (und meine Pferde müssen irgendwo Uhren haben, anders kann ich mir nicht erklären, dass das übliche Begrüßungswiehern zunehmend in ein Empörungswiehern umschlägt, je später ich es wage, von der Arbeit zu kommen) war allerdings ganz und gar nicht wahrzunehmen… Versuchsabbruch, da war auch mit meinem Spezialisten-Team absolut nichts rauszuholen.

Meine weiteren Tests mit dem Ding waren auch nicht sonderlich ergiebig… ab und zu fand ich beim Herumprobieren eine wilde Lightshow – falls ich die wiederfinde, versuche ich es vielleicht damit nochmal, während die künstlichen Vögel und das Radio-Meer tatsächlich für mich rausfallen, weil ich bisher keine Funktion gefunden habe, die das Teil samstags und sonntags automatisch abstellt, was mein alter Radiowecker, der noch D-Mark gekostet hat, schon kann und was für mich eigentlich eine unverzichtbare Funktion ist.

Insgesamt nutze ich nun eigentlich nur die Lichtfunktion, die mich aber tatsächlich nicht ein einziges Mal geweckt hat… es ist zwar nett, wenn es morgens hell wird, einen normalen Wecker brauche ich allerdings trotzdem. Ich frage mich, ob das auch so wäre, wenn das Licht heller wäre und den ganzen Raum wirklich hell erleuchten würde – vielleicht installiere ich dafür eine zweite Eskalationsstufe mittels meiner Tageslichtlampe, die einem fast die Netzhaut wegbrennt und einer Zeitschaltuhr.

Halten wir also mehrere Dinge fest: Selten schlägt der technische Fortschritt die Natur, Pferde brauchen keinen Wecker, ich werde mich weiterhin vom Radiowecker des Todes aus dem Schlaf plärren lassen und Kabeltrommeln sind potenziell gefährlich.

Vom Mauerfall vor 33 Jahren und einem sehr langen Trabi

Vor drei Jahren postete ich anlässlich des 30. Jubiläums des Mauerfalls den folgenden Text… heute nun wurde ich darum gebeten, diesen Beitrag öffentlich zu machen. Das werde ich auf einem privaten Social-Media-Profil aus Gründen nicht tun… aber wozu gibt es eigentlich Mondscheintomate? Hier passt der Text schließlich auch hin, und überhaupt passt er bis auf die Tatsache, dass der Mauerfall sich heute schon zum 33. Mal jährt, eigentlich noch viel besser als vor drei Jahren:

30 Jahre Mauerfall – und ein „Ossi“ hat nichts Besseres zu tun, als ein Foto von einem „Ostauto“ zu posten? Ich erzähle Euch was: Dieses Foto wäre ohne die Öffnung der Grenze wohl aus diversen Gründen nie entstanden. Heute vor 30 Jahren war ich mit meiner Familie unterwegs von Ost- nach Westdeutschland – nicht jubelnd und feiernd in Berlin, sondern auf der Fähre, weil wir kurz zuvor geflüchtet sind. Wir waren unterwegs mit nicht viel mehr als dem, was wir am Leib hatten – und ebenfalls mit einem Auto aus DDR-Produktion. Ohne die Öffnung der Grenzen wäre ich also heute wohl nicht mit einem „Ostauto“ auf dem Gebiet der ehemaligen DDR unterwegs gewesen – freiwillig.

Der „Trabi XXL“: „Ostauto“ im Großformat

Das Auto auf dem Foto ist nach der Wende so umgebaut worden, wie es jetzt ist: Im Rahmen eines Sozialprojektes mit Jugendlichen, die sonst keine Perspektive hatten. Dann haben diese jungen Leute es mit ihrem Auto bis ins Guinnessbuch der Rekorde und sogar bis in die zugehörige Fernsehshow nach Bayern geschafft – ob das zu DDR-Zeiten möglich gewesen wäre? Ich denke nicht.

In diesem Sinne: Bitte gebt mit mir gemeinsam auf unsere Demokratie acht! Gebt niemandem die Chance, einen Keil zwischen uns, die hier die besten Chancen haben, friedlich miteinander zu leben, zu treiben! Hört auf mit „Ost“ und „West“, mit „Schwarz“ und „Weiß“ und was weiß ich, was man für Gründe finden kann, andere aus Prinzip scheiße zu finden! Lasst uns einfach miteinander Menschen sein – wir haben noch genug zu tun, wenn wir wenigstens das einigermaßen hinbekommen wollen.

Weiterführende Links:

Zum Trabi XXL des MC LWL

Zum Mauermuseum – Museum Haus am Checkpoint Charlie

Zur Themenseite des NDR zum Mauerfall

Traditionen

Traditionen ändern sich eigentlich nicht merklich… oder doch? Na ja, vereinzelt haben wir sie neu geschaffen, aber weggefallen sind sie eigentlich immer nur durch größere Ereignisse und dann – zumindest bei mir – eigentlich nie freiwillig.

Diese ganze Pandemie-Sache ist eines dieser Ereignisse: So habe ich letztes Jahr nach Jahren mal wieder Weihnachten nahezu vollständig wegfallen lassen und auch Silvester fielen die netteren Dinge aus und ich habe nur auf die Pferde aufgepasst. Das war nun beides nicht so schlimm und mit ein bisschen Vernunft und rationalem Abwägen meine eigene logische Schlussfolgerung aus der Situation – somit war das für mich völlig in Ordnung und ich war einfach froh, nach dem Urlaub gesund und ohne schlechtes Gewissen oder Sorge vorm Ergebnis des dienstlich vorgeschriebenen Coronatests wieder arbeiten gehen zu können.

Anders ist es mit dem Osterfeuer: Zwar gehe ich nicht mehr zum dazugehörigen Dorffest, weil ich einsehe, dass das während einer Pandemie vielleicht nicht so schlau ist und von hier aus mal eben für zwei Stunden nach Hamburg eiern, um Osterfeuer in Blankenese zu gucken, ist die eine Sache, während mitten in der Nacht wieder nach Hause fahren eine ganz andere ist, also fällt auch das flach.

So ein kleines Feuer zu machen und sich da mit ’nem Bier oder der Gitarre oder auch einfach so dranzusetzen ist aber einfach umzusetzen und kann nicht schaden – erstrecht nicht, weil Osterfeuer die bösen Geister vertreiben sollen und wenn ich gerade irgendetwas nicht gebrauchen kann, sind das auch noch böse Geister.

In diesem Sinne: Schöne Feiertage Euch allen und haltet an Euren Traditionen fest, wenn sie Euch wichtig sind!

Okay – es ist ein sehr kleines Feuer, aber immerhin!

Mehr Strom

Früher war das wohl anders. Also anders mit dem Strom auf dem Land. Überhaupt war vor 50 Jahren Strom ein kann und kein muss. Heute geht alles mit Strom. Wenn man will kann man sogar die Tür mit Strom öffnen, die Kinder mit Strom wecken lassen und dem Hund mit Strom sein Futter geben. Und da ist kein Unterschied mehr ob Stadt oder Land.

Auf dem Land ist es aber einfacher seinen Strom selbst zu produzieren. Es gibt so kleine Windräder, die nicht mal eine besondere Zulassung brauchen. Allerdings nimmt eventuell der örtliche Stromvertreiber den überschüssigen Strom nicht ab, weil diese Dinger irgendein Zertifikat nicht haben oder potentiell gefährlich sind. Die ganz alte Sache mit dem Göpel hat schon damals nicht funktioniert. So ein Göpel wird durch Pferdekraft am Laufen gehalten. Das ist nicht besonders pferdeschonend, weil die Pferde ständig im Kreis laufen müssen. Und sehr effektiv ist es auch nicht, weil so ein Göpel auch nicht viel Strom produziert. Photovoltaik, also Solarplatten sind hingegen unproblematisch. Bis 30kW muss der örtliche Stromvertreiber einem den Strom sogar abkaufen. Der Preis dafür ist demnächst allerdings nicht mehr festgenagelt. Und da kann es sein, dass man als Mini-Produzent mit Mini-Beiträgen abgespeist wird. Wie im richtigen Leben sonst auch, also gefühlt.

Wir produzieren unseren eigenen Strom. Und wir würden gerne mehr produzieren. Aber das bezahlt einem ja keiner. Ich frage mich, warum man als Befürworter der Energiewende mit dem Willen zu Solarplatten auf dem Dach und Windrädern im Garten, erstmal selbst bezahlen muss. Und auf jeden Fall trägt man das Risiko alleine. Mit ein bisschen Glück bekommt man die Kosten für die Anlage nach 20 Jahren wieder raus. Der Aufwand für das angemeldete Gewerbe, die Umbaukosten am Haus oder eventuelle Schäden, die man dem Hersteller nicht in die Schuhe schieben kann, bleibt an einem selbst hängen. Irgendwie ist das ganze nicht durchdacht. Und da steigt auch der kleine Gedankenteufel auf, dass es vielleicht von manchen nicht gewollt ist.

Ich hätte jedenfalls Dachflächen zu verpachten. Als Zahlung nehme ich gerne den Strom in dem Moment ab, wo er produziert wird. Hat jemand Interesse?

Recht und billig?

Manchmal habe ich mit Freunden, die in der Stadt wohnen und auch von da stammen merkwürde Diskussionen. Dann springt mich mitunter ein Thema an, dass anscheinend in der Stadt und auf dem Dorf unterschiedliche Auswirkungen hat.

Dieses Mal ging es darum, wann man wo im Recht ist. Da gibt es den privaten Parkplatz, der in der Stadt sehr kostbar ist. Ist er unberechtigt zugeparkt, ruft man den Abschleppdienst. Auf dem Dorf klingelt man an der Haustür, vor dem das Auto steht, geht durch die Hintertür rein oder brüllt: „Kannst du mal deine Karre wegfahren?“. Oder auch das Ruhegebot am Abend oder am Sonntag. Brüllt man in der Stadt aus dem Fenster: „Mach mal deinen Laubpuster aus?“? Hier wirft man am nächsten Sonntag einfach die Flex an, wenn der Nachbar letzten Sonntag mit dem Bagger seinen Swimmingpool ausgehoben hat. Ich erinnere mich noch, wie der Trettrecker meiner Kinder eines Tages verschwunden war. Es war kurz nach dem Abholtermin vom Sperrmüll, der damals noch an fixen Tagen zweimal im Jahr kam. Das hatte zur Folge, dass an den Tagen Autos mit osteuropäischen Kennzeichen durch die Straßen fuhren und den Sperrmüll nach brauchbaren Gegenständen absuchten. Das gibt es so leider nicht mehr, aber das ist hier ja nicht das Thema. Jedenfalls war ich der Ansicht, dass der Trettrecker jetzt ein Kind in Rumänien glücklich machte. Tatsächlich war es aber ein Kind aus dem Dorf, dass den Kindertrecker entführt hatte. Der Trecker durfte da bleiben. Inzwischen ist dieses Kind groß und kommt noch ab und an ins Dorf. Vielleicht sollte ich jetzt mal mit ihm reden und fragen, ob mein Überlassen für ihn in Ordnung war.

Im Großen und Ganzen werden die Dinge im Dorf möglichst ohne Einschalten der Polizei geregelt. Das funktioniert nicht immer. Wenn ein schräger Vogel im Dorf andere regelmäßig körperlich bedroht, dann ist da auch mal Schluss. Aber solange nur ab und an ein Huhn verschwindet und den Kochtopf des schwer trinkenden Dorfbewohners bereichert, ist man durchaus großzügig. Und wenn die Jugendlichen ohne Helm mit ihren Simsons oder ähnlichen Zweirädern durch die Straße knattern, dann fällt mir ein, dass mein damals Zwölfjähriger alle Weglampen auf dem Hof mit dem großen Trecker umgemäht hat.

Aber hier ist auch kein rechtsfreier Raum. Eher kann man es als eigene Interpretation von Recht und Gesetz bezeichnen. Wie wir als junges Ehepaar in das Haus gezogen sind, haben wir unseren Rinnstein nicht sauber gemacht. Anfangs wussten wir es nicht und danach fragten wir uns, warum das die Gemeinde nicht selbst tut. Der damalige Bürgermeister kam zu uns, und bat uns den Rinnstein zu fegen. Wir waren empört. Heute gehe ich schon mal zu den Leuten und bitte sie den Rinnstein zu säubern. Und ich erkläre ihnen auch warum. Das Zusammenleben funktioniert einfach besser, wenn jeder seinen kleinen Teil dazu beiträgt. Und dazu gehört auch, dass man sich mal was sagen lassen muss. Mir ist es lieber, wenn der Nachbar mich darauf hinweist, als dass die Polizei vor der Tür steht.

So ganz ohne die Ordnungshüter geht es auch nicht. Manche Dinge sind eine Nummer zu groß. Manchmal werden sie aber auch größer gemacht, als nötig. Letztes Jahr klingelte die Polizei bei mir an der Haustür. Es wäre gemeldet worden, dass illegal Abfall verbrannt werden würde. Ich war konsterniert. Wenn es bei uns brennt, wäre es nett die Feuerwehr zu rufen. Und noch mutiger wäre es gewesen, selbst an meiner Haustür zu klingeln. Die Ursache vom Brand war ein Heuballen, der sich selbst entzündet hatte. Mein Mann hatte es bereits bemerkt und war beim Löschen. Sonst hätten wir womöglich doch die Feuerwehr gebraucht und nicht die Polizei. Aber besser es hat überhaupt jemand bemerkt, als dass es weiter gebrannt hätte.

Guter Vorsatz zur guten Tat in jeglicher Hinsicht: Bitte besorgt Euch einen Organspendeausweis!

Nein – das hier soll jetzt gar kein Aufruf zum Thema Organspende an sich werden, auch, wenn ich generell der Ansicht bin, dass man Dinge nicht wegwirft, wenn sie jemand anderes noch gebrauchen kann und meine persönliche Entscheidung zum Thema Organspende davon maßgeblich beeinflusst ist. Es geht mir vielmehr darum, einmal ins Bewusstsein der Menschen zu rufen, die ich auf diesem Wege halt so erreichen kann, dass ein Organspendeausweis nicht „nur“ eine Hilfe für fremde Menschen sein kann, denen durch eine Spende das Leben gerettet oder wenigstens maßgeblich in seiner Qualität gesteigert werden kann, sondern Ihr helft vorsorglich schon jetzt, wenn Ihr bewusst und aktiv darüber nachdenken könnt, wie Ihr dazu steht, Euren Angehörigen, die im Falle des Falles dazu befragt würden, wie Ihr das denn alles hättet handhaben wollen mit der Organspende. Diese Frage wurde mir übrigens bereits gestellt und ich möchte das ehrlich gesagt kein zweites Mal erleben!

Auf einem solchen Organspendeausweis kann man übrigens auch festlegen, dass man nichts spendet oder etwas Bestimmtes nicht spendet oder dass das im Falle des Falles eine bestimmte andere Person entscheidet… Ihr seid also zu nichts gezwungen und müsst Euch im Grunde nicht einmal endgültig festlegen. Bitte sprecht aber in jedem Fall mit Euren engsten Angehörigen darüber, was Ihr Euch für den Fall der Fälle wünscht – so verhindert Ihr Missverständnisse und Verwirrung in einer ohnehin schon schwierigen Situation, die sich zwar niemand wünscht, zu der es aber nun einmal jederzeit kommen könnte.

Ich selbst hatte einen solchen Ausweis übrigens schon seit Jahren, allerdings war die Adresse mittlerweile veraltet und mein einziger „guter Vorsatz“ für dieses Jahr war somit, das Teil mal zu erneuern, zumal es die jetzt in solch einem schönen Kartenformat gibt.

In diesem Sinne: Challenge accomplished…

Kann Leben retten: Mein Organspendeausweis.

Die Sache mit den Klößen: Ein Weihnachts-Blogpost

Nein, an dieser Stelle folgt nun kein Gedicht von Erich Kästner… ich muss bloß mal eine Sache loswerden und die hat mit Klößen zu tun.

Ungefähr einmal im Jahr esse ich Kartoffelklöße… von den familiären Weihnachtstraditionen ist hier sonst nicht viel übrig geblieben, aber Rotkohl mit Klößen muss sein. Üblicherweise kaufe ich dafür Kochbeutel-Klöße… auch, wenn ich das (falls ich es mal außerhalb der Weihnachtszeit mache) sonst auch anders kann und die Dinger sogar schon selbstgemacht habe – Kochbeutel-Klöße gehören zu Weihnachten wie Berliner zu Silvester und Katastrophen zum Geburtstag, das ist quasi untrennbar – und so zog ich auch in diesem Jahr los und kaufte Klöße.

Doch dieses Jahr sollte alles anders sein als sonst: Was bitte hat sich innerhalb der letzten 12 Monate im Kloß-Business getan, dass die Kochbeutel jetzt aus Plastik sind? Mal unabhängig davon, dass das umwelttechnisch totaler Wahnsinn ist und es jetzt Strohhalme, Wattestäbchen und alles Mögliche ohne Plastik gibt, während die Kloßindustrie anscheinend auf alles sch… und ihr Kloßpulver jetzt in Folie einschweißt – das ist auch im Handling totaler Mist.

Die Folien-Dinger haben nämlich natürlich Löcher… in erster Linie sollen die wohl bewirken, dass im Rahmen des Kloßzubereitungsprozesses Wasser reinkommt… das weiß aber das Kloßpulver nicht und kommt durch dieselben Löcher raus. Ist man dann ähnlich unvorbereitet auf diese Neuerung im Kloß-Zirkus wie ich, kippt man die kleinen Kloßbeutel aus dem großen Kloßbeutel wie es sich seit Äonen bewährt hat einfach ins Wasser… dazu einen Haufen loses Zeug, so dass man im Grunde erstmal Kartoffelsuppe mit Kartoffelklößen drin hat. Das allein hat mich schon hart genervt – die fertigen Klöße dann aus den Kochbeuteln… äähhh, Koch… -Folien zu friemeln, ist dann allerdings eine Arbeit für einen, der Vater und Mutter erschlagen hat, so sehr kleben die Dinger da drin.

Nee – Fortschritt hin, Innovationen her… nächstes Jahr mache ich vorher’n Kloßtest, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.

In diesem Sinne: Schöne Weihnachten an alle Leserinnen und Leser, Podcasthörerinnen und -hörer, Followerinnen und Follower und Freundinnen und Freunde von Mondscheintomate! Feiert im Kreise lieber Menschen, achtet auf Euch, geht nirgends hin, nur, „weil es sich gehört“, wenn Ihr keinen Bock habt – und lasst Euch nicht von kleinen Katastrophen triggern… weder in der Küche, noch sonstwo.

Die Bushaltestelle

Wo trifft man sich im Dorf eigentlich? In meinem fortgeschrittenen Alter ist es eine Kneipe, ein Einkaufsmarkt oder der Gartenzaun. Die Jugendlichen haben vielleicht einen Jugendclub, das Gartenhäuschen in einer Familie oder eben die Bushaltestelle.

Hier wird die Bushaltestelle einfach „Bussi“ genannt. Sie liegt zentral im Dorf. Lange bestand sie aus einem Häuschen aus Beton. Da drunter war es trocken und hat gestunken. Außerdem waren die Wände bemalt. Das entsprach wohl nicht den Schönheitsidealen der Erwachsenen. Und so wurde mit viel Geld das Häuschen abgerissen und durch einen luftigen Glasbau ersetzt. Ich persönlich finde es schade. Aber dem Treffpunkt hat es nicht geschadet. Jetzt sitzt die nächste Generation dort auf der Bank.

Sind die Treffpunkte in der Stadt eigentlich anders? In dem Dorf meiner Jugend gab es kein Bushäuschen. Statt dessen haben wir uns auf dem Zaun an der Kirche getroffen, nachdem wir aus allen anderen Örtlichkeiten raus geflogen sind. Der Jugendraum wurde irgendwann umgewidmet. Den Inhabern des Gartenhäuschens waren zwanzig Jugendliche irgendwann zuviel. Und auf dem Dachboden der Garage einer wundervollen alten Tante haben wir für den Heizlüfter im Winter zuviel Strom verbraucht. Auch wenn es sich so anfühlte, aber der Verlust unserer Treffpunkte war nicht wirklich verantwortlich für die Auflösung unserer Clique.

Bei uns gibt es fußläufig erreichbar keine Kneipe mehr. Da muss man schon 5km fahren, bis man zum Stammtisch kommt. Das ist sehr bedauerlich, denn der Stammtisch ist eigentlich die Selbsthilfegruppe auf dem Dorf. Er ist immer noch eher männlich geprägt. Die Frauen haben sich früher in der Kirche getroffen. Aber dies Geschlechter-Trennungen weichen sich auf.