Fernsehen

Noch immer werde ich dafür von vielen Leuten angeschaut, wie ein Alien, aber ich sage es jetzt auch hier mal: Ich besitze keinen Fernseher.

Das ist zwar schon seit etwa zwei Jahrzehnten so (wenngleich ich hier oder da mal in Haushalten gewohnt oder mehr oder weniger gewohnt habe, in denen es solch ein Gerät gab), aber mittlerweile ist doch die Zeit des Fernsehers und des Fernsehens echt vorbei?

Come on – ich bin zwar glaube ich ein klein wenig früh geboren, um noch als „digital native“ zu gelten, aber was kann denn bitte Euer Fernseher, was mein Laptop oder mein Telefon oder sogar beide nicht können? Ist das überhaupt echt noch’n Ding, sich zu von einem Sender festgelegten Zeiten festgelegte Inhalte anzugucken?

Mir geht es ja gar nicht so sehr um das Gerät an sich – die Vorteile eines großen Bildschirms bei so On-Demand-Video-Geschichten ist mir durchaus bewusst, wenngleich für mich der Nachteil, womöglich mit solch einem Ungetüm umziehen zu müssen, überwiegt. Aber so richtig fernsehen so mit Fernsehsender und Fernsehprogramm und Werbung und so – macht das echt noch irgendwer in Zeiten von zahlreichen Video- und Streamingplattformen im Netz? Ich meine – welchen Vorteil hat denn das?

Also – abgesehen von der sozialen Komponente, die es mit sich bringt, wenn man sich Montags auf der Arbeit über den Tatort unterhält und alle mitreden können (ich auch, weil ich den Weg zur Mediathek ganz alleine finde, ich bin nämlich schon groß), was ich aber auch seit Jahren nicht erlebt habe.

Ist das also heute echt kein Thema mehr? Oder kriege ich das nur nicht mehr mit, weil mich auf das „Dingens-Camp“ und das „Irgendwas-Haus“ genau wie auf „Sing irgendwelches Zeug“ oder „Dein Skandal in unserer Show“ niemand mehr anspricht, weil es auch keinen Sinn macht, mit einer Kuh darüber zu diskutieren, wie man zum Mars fliegt?

Ich weiß es nicht… eins weiß ich aber ganz genau: Ich hatte meinen ersten eigenen Fernseher, als ich noch in der Grundschule war und hatte von da an eigentlich so viel und so lange ich mochte freien Zugang zu einer extrem großen Auswahl an Fernsehprogrammen (zum Teil inklusive so Bezahl-Zeug mit extra Sportkanälen, Doku-Kanälen etc. – was ich als Content heute noch immer mag und ab und zu schaue… jetzt halt aber online) und ich bin froh, damit heute nix mehr zu tun zu haben: Diese ganzen Internet-Kisten sind eigentlich jede für sich Zeittotschlag-Maschine genug, und darum höre ich jetzt für heute auf zu bloggen und lege das Gerät hier weg… obwohl? Vielleicht schaue ich auch einfach kurz noch ein Video oder auch zwei…

Warum Dorf?

Ganz aktuell gibt es eine kleine Landflucht. Sie wäre vermutlich größer, wenn die Imobilienpreise niedriger wären oder Bauholz bezahlbar. Tatsächlich haben sich diverse Menschen entschlossen der Stadt jetzt entgültig den Rücken zu kehren. Und andere Menschen haben festgestellt, sie können ihren Job mitnehmen. Das ist nämlich Bedingung – entweder fährt man oder besser man bringt seine Arbeit mit aufs Land. Es gibt ein paar Verrückte, die erschaffen im ländlichen Raum ihre Arbeit, indem sie Kunsthandwerk gestalten, eine Imbissbude aufmachen oder Kanus verleihen. Das kann man machen, ist aber mehr Lebensgefühl als Geld. Man tut sich mit dem Dorf leichter, wenn man schon auf dem Dorf groß geworden ist. Dann ist man auch bereit auf diverse Dinge zu verzichten, für den Dorf-Flair. Oder man hat romantische Vorstellungen vom Dorfleben, in dem die Hähne krähen, es frische Eier vom Nachbarn gibt und beim Dorffest Polka getanzt wird. Auf letztere würde man im Dorf gerne verzichten. Manchmal will man sein Leben aber auch umkrempeln, ausmisten, verändern, naturnaher gestalten, dann findet man vielleicht sogar das richtige Dorf. Allerdings sollte man nicht auf das was man unter natur oder öko versteht zu ernst nehmen, sonst gerät man in einen geistigen Konflikt, wenn der Nachbar auf dem Lagerfeuer die Plastikteller entsorgt. Und es ist nicht unbedingt leicht zu verstehen, dass Bauschaum im Altbau wunderbar Probleme lösen kann, wobei die Lösung vom Bauschaum ignoriert wird.

Mecklenburg hat gute Voraussetzungen für Stadtflüchtlinge. Es gibt eine Menge Toleranz gegenüber Neulingen, die nicht wissen, wer vor 40 Jahren auf Hufe 8 gewohnt hat. Man ist auch geduldig mit Rasenfanatikern und naturnahen Gartenfreaks. Etwas ungeduldiger wird es, wenn der Neue es besser weiß. Aber das ist nirgendwo gern gesehen. Andere Ecken von Deutschland tun sich da schwerer mit denen aus der Stadt, die in hellen Hosen am Sonntag mit dem Fahrrad vorbei fahren. Da bedarf es vom Zugegzogenen schon eine Menge Feinfühligkeit, um anzukommen. Und in manchen Ecken bleibt man einfach außen vor. Das Besondere am Dorf bleibt eben nur erhalten, wenn da nicht jeder Hans und Franz hinzieht. Da bedarf es schon eines Testlaufes, einer Feuerprobe und einer gewissen Anpassungsphase, damit ein Dorf auch ein Dorf bleibt. Das wird selbstverständlich überwacht. Was die einen als Zusammenhalt des Dorfes preisen, in dem man noch seinen Nachbarn kennt, empfinden andere eher als unzumutbare Überwachung. Es ist einfach normal, dass man am nächsten Morgen Dorfgespräch ist, wenn man am Abend vorher spät und womöglich noch angetrunken nach Hause gekommen ist.

Es ist immer eine Frage des Blickwinkels. Kann ich damit leben, dass ich eine Speisekammer brauche, die auch gefüllt sein muss? Auf dem Land geht man nicht mal eben eine Butter holen. Es sei denn man leiht es sich beim Nachbarn. Ist es für mich in Ordnung, dass jeder weiß welche Farbe meine Unterwäsche hat, weil man auf meine Wäscheleine gucken kann, oder besorge ich mir besser trocknerstabile Wäsche? Ich liebe es unterbrochen zu werden, weil ein Nachbar am Grundstück vorbei kommt auf einen Klönschnack. Aber wer zügig mit der ungeliebten Gartenarbeit fertig werden möchte, fühlt sich vielleicht bedrängt. Es ist manchmal merkwürdig, dass jeder weiß, wer ich bin und ich oft genug nicht weiß, dass ich den Cousin vom Halbbruder von dem Nachbarn gegenüber vor mir habe. Aber daran arbeite ich hart!

Zen – oder: Die Kunst, (s)einen Podcast zu prokrastinieren (Achtung! Jubiläums-Beitrag!)

Pro·kras·ti·na·ti·on, die: Die Fähigkeit, nicht auffe Kette zu kriegen, was eigentlich ganz einfach sein könnte… so oder so ähnlich könnte es im Lexikon stehen, wenn sich jemand dazu hätte aufraffen können, es hineinzuschreiben.

Und genau so oder so ähnlich laufen hier ja einige Dinge… zum Beispiel die Sache mit dem Podcast: Dafür habe ich ja sogar schon den Podcastomaten besorgt… ein Gerät, um mobil nahezu alles aufnehmen zu können, was sich akustisch wahrnehmen lässt (so zumindest die Theorie), damit ich nicht für jede popelige Aktion, bei der nur’n Büschen Ton aufgenommen werden soll, den Laptop über’n Hof schlurren muss. Theoretisch geht das also alles – praktisch isses noch nicht passiert, vornehmlich aufgrund von Gründen.

Die Sache ist ja – es wäre mit einer Aufnahme nicht getan… wie ich uns kenne, müsste man (also ich) die Hälfte unseres Gelabers (ebenfalls aufgrund von Gründen) rausschneiden und ich habe theoretisch sowohl Software als auch Hardware, die in solchen Dingen krass performen könnte, aber leider selten so richtig gut abliefert, weil Hard- und Software auf dem Mistkasten üblicherweise nur widerwillig zusammenarbeiten (übrigens noch ein Grund, den Laptop nicht über’n Hof zu schlurren… ich habe nur ein Nervenkostüm und das ist schon jetzt eher „Modell der Tod“ anstatt „Modell Mönch“, wenn wir schon von Kostümen reden).

Um besagten Mistkasten also genau wie mein Seelenheil davor zu bewahren, ernsthaften Schaden zu nehmen, habe ich bisher also lieber noch gar nicht angefangen… außerdem hatten Tinki und ich auch noch nicht die Muße, überhaupt mal anzufangen, was in meinem Fall auch daran liegt, dass ich eigentlich gern erstmal ein Intro für den Podcast hätte.

Dieses Intro wiederum ist noch nicht da, weil ich das wenn, dann quasi perfekt, mindestens aber ziemlich gut machen will, und wenngleich die Ideen eigentlich da sind, habe ich aktuell schon x Punkte im Kopf, an denen es wahrscheinlich spätestens scheitern würde. Also – vielleicht… vielleicht auch nicht, aber um das herauszufinden, müsste man sich all diesen Dingen stellen, an denen man scheitern könnte, und an irgendeinem tut man es ja bestimmt… wozu also überhaupt anfangen?

Allerdings ist genau der Teil wohl auch der schönste an „Mondscheintomate“: Alles kann, nichts muss. Absolut gar nichts muss.

Als Tinki vor ziemlich genau zwei Jahren fragte, was sie denn hier nun tun dürfe oder solle und was nicht, gab es glaube ich nur ein Ausschlusskriterium für mich: Es sollte keine „Werbung“ hier geben, weil alles, was auch nur den Anschein erweckt, dass man Geld damit verdienen könnte, sofort etlichen Verpflichtungen und Reglementierungen unterliegt… und Verpflichtungen und Reglementierungen habe ich in jeglicher Form und Art nun wahrlich schon genug in meinem Leben.

Und so ist Mondscheintomate nun die konventionslose Insel, (m)ein Ruhepol, die Stelle, wo Yin und Yang aufeinandertreffen… und oft genug habe ich mich in den letzten zwei Jahren ganz bewusst genau hierher verzogen… für ein paar Minuten zum „einmal Luftholen“ oder für ein paar Stunden, um mal über nichts Anderes nachzudenken… im Grunde ist das ganze Projekt auf seine eigene Art und Weise also fast ein bisschen meditativ.

Für die einen ist das jetzt wahrscheinlich erstaunlich „zen“ und irgendwie beneidenswert – für die anderen wird es irgendwas zwischen faul und bedauernswert sein. Aber warum das Ganze überhaupt bewerten? Es ist, wie es ist… und in zwei Jahren Mondscheintomate hat sich ja sonst so einiges getan, was ich immer schon mal tun wollte: Ich hab‘ mir’n bunten Puschel in die Haare gefärbt, ich bin ein bisschen veganer geworden (nicht komplett, aber Hafermilch im Kaffee macht den sinnfreien Move der warmen Tasse in der Hand zur vollwertigen und vor allem warmen Mahlzeit), ich habe Tinkis „schwarzen Teufel“ bezwungen (bevor hier Gerüchte entstehen: der wiehert – und egal, ob vorne Äpfel reinkommen oder was anderes, es fallen hinten Äpfel wieder raus), ich habe fast’n ordentlichen Schreibtischstuhl, damit man hier auch mal vernünftig was reißen könnte (wenn ich es denn mal auffe Kette kriegen würde, bei dem Büromöbelhöker meiner Wahl, die immerhin bereits getroffen ist, anzufragen wegen der Geschichten, an denen da für mich noch Fragezeichen stehen – da waren sie wieder, meine drei Probleme, aber erstmal warte ich ja auch schon seit Wochen auf die Lieferung meines Steh-Sitz-verstell-mich-Schreibtisches… der ist immerhin schon bestellt) und ich kann jetzt außerdem echt gut mit Tomaten.

Nicht zuletzt wohl auch mit Mondscheintomaten.
In diesem Sinne: Alles Gute zum zweiten Geburtstag, liebe Mondscheintomate!