Der ultimative Stadt-Land-Vergleich – heute: Die Sache mit der Axt

Der Unterschied zwischen dem Leben auf’m Dorf und dem Leben in der Stadt ist nicht wegzudiskutieren – wer könnte das besser beurteilen als ich? Geboren in einer Kleinstadt in Mecklenburg-Vorpommern, habe ich anschließend 25 Jahre lang abwechselnd am „inneren“ und am „äußeren“ Rand der schönsten Stadt der Welt gelebt und gewirkt… war es außerhalb der Stadt, schlug man zweimal lang hin und lag auf’m Acker, war es innerhalb der Stadt, lag man nach Vollführung desselben Kunststückes im U-Bahn-Schacht.

Die schönste Stadt der Welt
© 2011 Cindy von mondscheintomate.de noch lange, bevor es mondscheintomate.de überhaupt gab

Schließlich lebe ich jetzt auf so’nem richtigen Dorf… so einem, über das man sagen würde: „Das Leben auf dem Dorf ist irgendwie überall gleich.“ Es gibt in manchen Gegenden echt Dörfer, die nicht nur „Klein-Mucklingen“ und „Groß-Mucklingen“ oder „Alt Hintertupfingen“ und „Neu Hintertupfingen“ heißen – nein, es gibt in manchen Gegenden sogar „Klein Klöttersdorf 1“ und „Klein Klöttersdorf 2“ oder „Dödelsdorf“ und „Dödelsdorf Ausbau“ – vermutlich, weil’s schlicht egal ist, wo genau man nun wohnt.

Egal, wo man hinfährt – es gibt wohl auch in beinahe jedem Dorf eine Hauptstraße – alternativ heißt die Dorfstraße oder es gibt beides, sieht aber eigentlich immer ähnlich aus: Meist das Gegenteil von „vierspurig ausgebaut“, ein Rinnstein, den regelmäßig irgendein ortsansässiger Rentner akribisch sauberprökelt, ein paar Häuser, je nach Gegend durchschnittlich in mehr oder weniger gutem Zustand, Vorgärten von „Marke Wildwuchs“ bis „Marke nagelscherengetrimmter Golfrasen“ und immer wohnt irgendwo einer, der den ganzen Tag am Fenster sitzt, einer, der nie da ist, einer, den keiner im Dorf mag, eine lebende Dorfzeitung und wenn da noch mehr Leute wohnen, dann neben zweien, die sich regelmäßig in die Wolle kriegen meistens eine Menge vorwiegend durchschnittlicher Menschen… aber wir schweifen ab, wollten wir uns doch mit dem Unterschied zwischen dem Leben auf dem Dorf und in der Stadt beschäftigen.

Ich nenne mal ein Beispiel: Lauft doch einfach mal mit ’ner Axt durch die durchschnittsdeutsche Großstadt – da kommt man wenn’s gut läuft wohl etwa 500 m weit und dann sitzt man (womöglich mit der Acht auf’m Rücken) bei den netten Damen und Herren von der Rennleitung im Hörnertaxi, weil die annehmen, sie hätten gerade den Axtmörder von letzter Woche weggefangen. Game over, das war’s.

Tut man hingegen haargenau dasselbe auf dem Dorf, loben einen auf 5 km drei Leute dafür, wie fleißig man doch sei und einer macht’n Witz darüber, ob man bei ihm nicht gleich weiter Holz hacken könne, wenn man selbst fertig sei (haha, hihi – okay, als er vor ’nem halben Jahr einen äquivalenten Spruch zu einer Aktion mit’m Besen, mit dem man ja gleich bei ihm weiterfegen könne, brachte, war das noch ziemlich lustig, aber seit darauf schon „Wechselst meine Räder auch gleich, haha?“ und „Ich hab auch noch Glas zum Container zu bringen, hihi, mach hier doch weiter!“ folgten, hat sich das irgendwie abgenutzt). Der fünfte, den man schließlich trifft, fordert einen auf, kurz zu warten, geht in’n Schuppen, kommt mit noch so’ner Axt wieder und fragt, ob man die nicht geschenkt haben möchte, die hat er im Grunde über und die ist ja auch echt noch gut.

Mehr Leute trifft man dann auf den 5 km auch nicht, außerdem muss man dann schnell nach Hause gehen, sonst muss man mit dem Ex-Besitzer seiner Zweitaxt, die einem soeben anheimgefallen war, noch’n Schnaps trinken, und im schlimmsten Fall kommt noch’n Nachbar, der (seinerseits nach fünf Schnäpsen, die er dann mitgetrunken hat) mit seinem neuen Holzspalter noch kurz mithelfen will.

Wo ich nun lieber wohne? Ich kann es gar nicht sagen, beziehungsweise – das lässt sich auch einfach nicht so eindeutig feststellen. Natürlich mag ich die Landschaft hier, und das heißt wohl nicht ohne Grund Land- und nicht Stadtschaft. Die Möglichkeiten, die man hier hat, wenn man sich mit Pferden beschäftigt, sind toll, die Leute sind entspannt, auch, was für andere Leute bisweilen nervige Hobbys angeht, weil man hier in der Regel nicht mit dem Ohr an der Wand zum Nachbarn schlafen muss – und doch bin ich meistens froh, nicht so weit von der schönsten Stadt der Welt weg zu wohnen und manchmal traurig, dass keine ihrer Postleitzahlen mehr in meinem Ausweis steht.

Weihnachtsdeko

Habt ihr schon geschmückt? Ich meine nicht den Weihnachtsbaum im Wohnzimmer, sondern die Fenster oder den Garten. Wenn man so durch die Stadt fährt, dann verrenkt man sich den Hals nach oben, weil nur dort die Balkone zum Teil leuchten, wie die Werbetafeln in amerikanischen Filmen. Es scheint da auch einen Gruppenzwang zu geben, denn es gibt dunkle und leuchtenden Blocks.

Ich habe es aufgegeben ein Haus zu bekommen, dass aussieht wie im Film „Schöne Bescherung“ von Chevy Chase. Dort ist das ganze Dach und die Fassade mit Glühbirnen bedeckt. Passend dazu wird im Film gezeigt, wie das Stadtviertel kurz in Dunkelheit versinkt, weil die Beleuchtung soviel Strom frisst. Das Problem ist ja heute kleiner, da die LEDs deutlich weniger Strom verbrauchen. Trotzdem bleibt die Arbeit, die Lichterketten, Sterne und Schleifen zu montieren.

Mir dämmert allerdings so langsam, dass selbst hunderete Meter Lichterketten nicht diesen Leuchteffekt auslösen würden. Das Problem ist ganz banal – der Hof ist zu groß. Zwei Lichterketten hängen jetzt. Auf einem 600qm Grundstück wäre das zusammen mit einem Schneemann vor dem Haus und einem Türkranz schon ein Vollschmuck für ein Häuschen. Bei mir fragt man sich, warum es so dunkel ist und dahinten ein Lichtlein glüht. Überhaupt hat niemand etwas von der Deko vor meiner Haustür. Von der Straße aus kann man es nicht sehen. Und klingeln tut hier höchstens der Hermes Bote. Man geht durch den Nebeneingang und ruft – je nachdem wer – „Hallo“ oder „Tinki?“ oder manchmal auch „Scheiß Köter!“. Letzteres passiert, wenn ich nicht da bin und mein Terrier laut kläffend angerannt kommt. Er macht das auch, wenn ich da bin, aber dann hört man sofort „Bist du jetzt endlich ruhig! Ich versteh ja kein Wort.“

Ich bin sonst durchaus ein Gegner von Lichtverschmutzung. Die ist vor allem für Insekten und einige Nachteulen (oder ähnliches) gefährlich. Da diese Tiere in der Winterzeit sehr selten sind, darf man Abends und Morgens meiner Meinung nach ruhig beleuchten. Die wenigen Stunden, in denen es im Winter hell genug ist, um draußen ohne Kopflampe zu laufen, werden so wenigstens etwas erhellt. Ich werde weiter ein wenig vor mich hinträumen von einer beleuchteten Allee auf meinen Hof, die bei einem beleuchteten Trecker mit einem Hänger voller Geschenke endet. Vielleicht fällt mir irgendwann auch noch etwas originelleres ein. Die Kirche aus Lichterketten bei einem Gerüstbauer hat mich sehr beeindruckt. Aber Nachmachen gilt nicht!

Frohes Fest und Guten Rutsch

Zehn Schritte zur perfekten Hühlusion

Ihr fragt Euch seit langem, ob so ein eigenes Pferd nicht etwas für Euch wäre? Schließlich wart Ihr als Kinder mal auf dem Ponyhof und hattet ein paar Monate Reitunterricht – und das sieht doch alles so schön und einfach aus?

Kommen wir hier also zum Test, ob das wirklich das richtige für Euch ist – im Grunde also zur perfekten Hühlusion in zehn Schritten:

1. Zieht Eure Schuhe irgendwo durch den Dreck – je aromatischer, desto besser: Ein Matschloch ist nicht schlecht, ein Güllebecken ist deutlich besser. Macht das am besten bei Regenwetter, so dass die Dinger auch mit rein müssen, stellt sie auf die Fußmatte und freut Euch über den olfaktorischen Genuss.

2. Setzt Euch stundenlang draußen hin – bei starker Hitze ist es schon ganz gut, bei Regen, Schnee oder Schneeregen ist es deutlich besser. Schaut alle paar Minuten auf Euer Handy, ob sich Tierarzt, Sattler, Hufschmied etc. gemeldet haben – okay, das wird nicht passieren, weil Ihr keinen Termin habt… das geht uns aber auch mit Termin oft nicht besser.

3. Besorgt Euch Haare. Haare sind wichtig: Verteilt sie überall, in Eurem Auto, in der Waschmaschine (besonders wichtig), in der Sofaritze (auch bei anderen Leuten) und vor allem auch überall, wo Ihr nie mit Pferdeklamotten hingehen würdet. Pferdehaare haben nämlich die Angewohnheit, eigenständig zu wandern… durch ihre Mobilität sind sie quasi überall, die müssen irgendwo kleine Beine haben oder kriechen wie ein Wurm – genau erforscht ist das allerdings noch nicht.

4. Sehr ähnlich zu den Haaren verhält es sich mit Heu – auch das verteilt sich selbsttätig überall. Besorgt Euch also einfach irgendwo eine Handvoll Heu, tut sie in Eure Jacken- oder Hosentasche (warum auch immer, aber auch da finden wir Pferdeleute immer Heu) und lasst den Dingen ihren Lauf.

5. Besorgt Euch einen Pferdeappel. Einen echten. Mit so einem Pferdeappel ist man dann schon auch rein physisch im Grunde maximal dicht dran am Pferd. Nehmt das Ding dann ab und zu in die Hand, tragt es ein bisschen herum und habt einfach direkten Kontakt dazu – dass das Ding immer älter wird und sich in Farbe und Konsistenz verändert, ist übrigens Teil der Übung. Okay – das machen wir Pferdeleute so direkt zwar nicht, aber wo so’n Pferd überall mit Körperstellen war, die wir hinterher anfassen und was genau das für Dreck ist, den wir aus dem Fell putzen, wissen wir auch nicht immer so genau. Obwohl: Seit ich als Zweitpferd (das übrigens alle in diesem Posting erwähnten Faktoren aus irgendeinem Grund nicht etwa ungefähr verdoppelt, sondern gefühlt verfünffacht) mehr oder weniger stolze Besitzerin eines Schimmels bin, weiß ich das anhand der Farbe des Drecks am Pferd schon relativ genau und bin auch immer wieder mal erstaunt.

6. Stellt Euch mindestens einmal im Monat irgendwas richtig Schweres auf den Fuß – einen Amboss, einen LKW, einen lebenden Elefanten… was immer Ihr gerade zur Hand habt. Wenn Ihr meint, Ihr seid schlau und habt Schuhe mit Stahlkappen an, stellt Euch das gewählte Objekt so auf den Fuß, dass die Stahlkappe nur den Schuh schwerer macht, aber bei Eurer Aktion keinen Schutz bietet.

7. Schränkt Euch in Eurem Kühlschrank ein – genauer gesagt: Räumt alle Fächer bis auf eins aus. Kauft Unmengen an Möhren und Äpfeln und bestückt die restlichen Fächer damit. Widersteht dem Bedürfnis, was von dem Zeug selbst zu essen, sondern verschenkt es zum Beispiel – Ausnahme: Wenn der Apfel nicht mehr so schön aussieht, dürft Ihr selbst mal abbeißen, denn den würde man dem Hüh schließlich auch nicht mehr zumuten wollen.

8. Lauft bei Kälte und im Winter mit einer Schubkarre draußen spazieren. Das Ding sollte voll und schwer sein – am besten macht Ihr einfach Wasser rein, dann werdet Ihr ein bisschen nass dabei, was dem authentischen Winter-Wasserschlepp-Stallfeeling sehr nahe kommt.

9. Verbrennt täglich ein wenig Geld – der eine oder andere Schein darf es schon sein. Mindestens einmal im Monat verbrennt eine größere Menge Geld. Redet Euch ein, dass das jetzt Euer Hobby ist.

10. Das geht jetzt im Grunde ganz automatisch: Betreibt alle oben genannten Punkte in Eurer Freizeit, denn Freizeit = Hühzeit. Date in der Cocktailbar? Fehlanzeige, ich muss noch misten. Letzte Chorprobe vor dem großen Auftritt? Ohne mich, der Tierarzt kommt!

Wenn Ihr diese zehn Punkte ohne Schwierigkeiten umsetzen könnt, dann gratuliere ich: Der Anschaffung eines eigenen Pferdes steht eigentlich nichts mehr im Wege!