Bienenfreundlich

Und? Hast du schon eine bienenfreundliche Blühmischung gekauft? Oder wenn du keinen eigenen Garten hast, dann wenigstens Samenbomben, die man sogar aus dem geöffneten Fenster eines fahrenden Autos werfen kann? Die Blumenguerilla hat das schon vor Jahren erfunden, aber da waren Bienen noch nicht so hip und die Samenbomben gab es noch nicht fix und fertig im Baumarkt zu kaufen.

Heute kann man Convenience-Naturförderer sein. Die fertigen Mischungen und Möglichkeiten bietet der Baumarkt oder der Discounter um die Ecke. Es ist auch gar nicht aufwändig – Tüte auf und auf den Boden werfen. Da muss man nichts mehr umgraben, jäten oder vorbereiten. Irgendwas aus dieser Tüte wächst vermutlich und das Unkraut dazwischen hat ja auch seine Daseins-Berechtigung. Die Preise für diese Tütchen sind enorm, vor allem wenn man bedenkt, dass die Hälfte der Samen gar nicht erst aufgeht. Aber das merkt ja keiner, weil die wenigsten Nutzer dieser Abzocke, die Pflanzen in der Tüte überhaupt bestimmen können. Den Nachbarn kann man das gut als naturnahes Gärtnern verkaufen. Es befreit einen von der Plage des Unkraut – Jätens und begründet sogar das versäumte Rasenmähen.

Ich gönne jedem seinen Verdienst daran, denn die Sache an sich ist ja gut gemeint. Und das ist bekanntlich weit weg von gut gemacht. Man könnte es als einen Anfang bezeichnen und ist sicher immer noch besser, als das gleiche Geld in Brot für die Enten zu stecken. Enten sterben nämlich an der Brotfütterung – aber das nur so nebenbei. Doch es schüttelt mich schon, wenn ich an die Euros denke, die da in ein paar rausgeworfene Samen gesteckt werden, wo man doch einfach, naturnah und so weiter etwas tun könnte.

Naturnahes Gärtnern, Brachflächen, Brennesselhorste oder Steinhaufen sind insektenfreundlich. Aber wer nicht jätet, der hat auch auf solchen Flächen bald nur noch die dominanteste Pflanze stehen und gefährdet die Vielfalt.

Bienenfreundlich ist massenhaftes Anpflanzen derselben Pflanze auf einem Raum. 1000 Quadratmeter Phacelia zum Beispiel sehen nicht schön aus, aber das wird von Bienen beflogen. Man kann seinen Garten auch mit der durchwachsenen Silphie überwuchern lassen. Die Pflanze wird zwei Meter hoch und wäre so auch Sichtschutz gegen die Nachbarn. Aber die Bienen kommen auch da erst, wenn es eigentlich nichts anderes zu holen gibt. So gesehen sind Bienen an die moderen Massenproduktion angepasst, wenn auch ungewollt. Für die Bienen sind riesige Rapsfelder ganz wunderbar. Sie mögen große Lupinenschläge und auch dem Gelbsenf sind sie nicht abgeneigt, sehr zum Unwillen des Imkers, aber das ist eine andere Sachinformation.

Keine Frage – naturnahes Gärtnern ist eine feine Sache. Aber wer bienenfreundlich handeln will, der wird Mitglied in einem Imkerverein. Dafür muss man keine Bienen halten, aber dort kann man die Imker bei der Politik für die Biene unterstützen.

Projekte

Als Enkeltochter eines KFZ-Handwerkers liegt es wohl ein wenig in der Natur der Dinge: Ich habe Benzin im Blut, immer irgendein Stück Werkzeug in der Besteckschublade und mein Spirit Animal ist der Winkelschleifer.

Eigentlich bin ich auf den Hof, auf dem ich seit einiger Zeit wohne, aber aus ganz anderen Gründen gezogen: Nachdem dort Tinkis Shetlandpony-Zucht wohnt, bot sich das mit eigenem Pferd einfach an.

Dass das noch aus ganz anderen Gründen irgendwie ganz passend war, wurde mir erst nach einiger Zeit klar, aber mittlerweile ist es mir bewusst geworden: Auch hier denkt, nein lebt man förmlich in Projekten. Bei mir selbst fängt das ja schon damit an, dass ich alte Autos fahre (an denen stets und ständig irgendwas zu tun ist) und hört noch lange nicht damit auf, dass ich noch ein altes Duo stehen habe, das ich „irgendwann mal“ fertig mache, um mal zwei Beispiele zu nennen.

Eines der aktuellsten Projekte: Ein neuer Boden für Nachbars Anhänger – manchmal laufen Projekte hier auch haushaltsübergreifend, und irgendwie involviert ist man ohnehin meistens.

Man könnte die Dinge, die so zu tun sind, natürlich auch einfach so erledigen – ganz ohne Projekt… das endet dann allerdings mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nicht anders als andere Dinge, die man sich so vornimmt.

Ganz anders ist das bei Projekten: So habe ich irgendwann festgestellt, dass ich zwar seit fast 20 Jahren Kaffee getrunken habe, den aber plötzlich nicht mehr vertrage. Man könnte in so einem Fall ja einfach aufhören, Kaffee zu trinken – man könnte sich aber auch mit dem Thema „Cold Brew“ anfixen lassen, also mit kalt „aufgebrühtem“ Kaffee. Dafür muss man seinen Kaffee selbst mahlen, weil das Zeug aus der Tüte zu fein ist, und Ihr ahnt es schon: Ich habe mir natürlich eine Kaffeemühle besorgt und plütere seitdem regelmäßig in allerschönster Hexenküchen-Manier mit irgendwelchen Flaschen und Filtern herum, was im Grunde schon jedes Mal ein Projekt für sich ist.

Oder die Aktion, die diesem Blog ihren Namen gab: Da habe ich irgendwann mitten in der Nacht begonnen, Tomaten auszusäen… natürlich ist da trotz der Mühe im ersten Anlauf nichts draus geworden, aber auch das ist irgendwie typisch für (meine) Projekte: Erstmal planen, dann irgendwie machen, das Ganze komplett in den Sand setzen und sich dann informieren, wie es richtig geht. Im Falle der Tomaten ging es übrigens richtig, indem ich Nachbarn habe, die das mit den Tomaten offensichtlich besser drauf haben, als ich…

Auch typisch für ein Projekt: Das Ganze reift erst lange Zeit im Geiste, um dann etwas (oder viel bis ziemlich viel) später, wenn ich eigentlich selbst schon nicht mehr damit rechne, unerwartet Fahrt aufzunehmen… so wie die Sache mit der Weide: Seitdem ich weiß, wie diese sich vermehrt und dass Tinki gern ein zweites Exemplar der Weide am Parkplatz hätte, denke ich darüber nach, Wurzeln an einen Zweig des Original-Baumes zu züchten (bisher natürlich erfolglos – siehe vorheriger Absatz, immerhin steht nun allerdings schon mal ein Stöckchen im Wasser).

Und so leben wir hier tagein, tagaus mit und in unseren Projekten… und wenn wir nicht spontan zu Tode gekommen sind (sei es zum Beispiel durch eine unerwartete und vermutlich im Bezug zu irgendeinem Projekt stehende Detonation oder schlicht, weil jemand in ein Loch getreten ist, das gestern garantiert noch nicht da war, sich den Fuß verstaucht hat und in der Folge tragischerweise verhungert ist, weil ihn auf dem weitläufigen Hof niemand rechtzeitig gefunden hat), schmiedet irgendwer bestimmt gerade wieder einen Plan…