Igelstation

Als ich hier hergezogen bin, war so ziemlich das erste, womit Tinki mich konfrontierte die Aussage, dass man sich hier „an allerlei Getier im und ums Haus gewöhnen müsse“. Nun, das fiel mir bei einem Großteil der Mitbewohner auf dem Hof nicht schwer: Auf einem Ponyhof zu wohnen ist mit eigenem Pferd (beziehungsweise mittlerweile mit eigenen Pferden) im Grunde das Paradies, ich mag eigentlich fast alle Hunde, und dass die Nachbarskatze mir hin und wieder vor die Tür scheißt, ist halt nicht zu vermeiden.

Spinnen, Mäuse und Ratten sind da ein anderes Thema, aber gegen all das kann man etwas tun – nur gegen Igel war irgendwie kein Kraut gewachsen.

Und so kam es, dass ich schon in meinem ersten Winter hier den ersten Igel fand… zu klein, zu leicht, im Winter wach und damit bestimmt nicht gesund genug, um bis zum Frühjahr zu überleben. Was also tun? Am einfachsten wäre es gewesen, das Tier bei der nächstgelegenen Igelstation abzugeben… allerdings ergaben Recherchen, dass diese erstens zig Kilometer weit entfernt und zweitens telefonisch nicht zu erreichen war.

Nun gut… selbst ist die Frau. Mittlerweile weiß ich, wie das mit dem Entwurmen funktioniert, was ein Igel frisst, was ein Igel braucht und dass Nachbarn mit Hunden immer ein Mittel gegen Flöhe und Zecken im Haus haben, womit man auch einen Igel wirkungsvoll behandelt kriegt, und mit diesem Wissen war ich plötzlich die ortsansässige Igelstation.

Zur Zeit ist eigentlich keine Saison für sowas, aber heute fand der Nachbarshund ein Tier, welches sich im Heu meiner Pferde versteckt hatte:

Frisch entfloht und augenscheinlich in Ordnung darf dieser stachelige Kollege noch heute Nacht wieder ausziehen.

Dieser stachelige Freund wurde sodann gegen Flöhe und Zecken behandelt und wartet nun, wo ich nach einer kleinen Heu-Umstapel-Aktion sicher sein kann, dass es kein Muttertier ist, auf das seine Jungen warten (was sehr früh und ungewöhnlich, in warmen Sommern aber nicht ausgeschlossen gewesen wäre), vorübergehend mit Wasser und Futter versorgt auf den Einbruch der Dunkelheit, um mit einer weiteren kleinen Futter-Ration für heute Nacht im Wald ganz in der Nähe wieder ausgesetzt zu werden.

In diesem Sinne: Viel Erfolg beim Schnecken fangen!