Wie giftig ist das eigentlich?

Eines der Probleme mit denen man sich hier auf dem Land rumschlägt ist das Wachstum und die Ausbreitung von Pflanzen, die man nicht haben will. Manches davon ist hässlich, anderes lästig und einiges ganz schön giftig.

Zu der giftigen Sorte gehört das Jakobskreuzkraut. Eine Blütenpflanze aus der Gattung der Kreuzblütler, die alle nicht ganz ohne sind. Das Jakobskreuzkraut übertrifft sie aber alle. Aus nicht geklärter Ursache hat es sich in den letzten 20 Jahren wie verrückt ausgebreitet. Es gibt sogar diverse Verschwörungstheorien dazu. Mir ist das Problem jedenfalls erst aufgegangen, wie ich mit der Pferdehaltung begonnen habe. Das Jakobskreuzkraut ist unter den Pferdeleuten jedenfalls der Teufel schlechthin. Und auch unter den Imkern wächst die Erkenntnis, dass diese Pflanze, das Böse personifiziert oder herbiziert (wenn es den Ausdruck geben sollte).

So ganz abwegig ist das nicht, wenn man bedenkt, dass drei Kilo von dem frischen Kraut ein 700kg Pferd umbringen. Und es mussten schon ganze Honigernten vernichtet werden, weil der Giftstoff aus diesem Kraut mit dem Nektar eingetragen wurde. Doch auch kleinere Mengen schädigen schon die Leber, so dass man beim jäten Handschuhe tragen sollte. Und wenn es schon Blüten hat, sollte man es nach dem Außreißen entweder in einen Plastiksack stecken oder noch besser gleich verbrennen.

Besonders betroffen sind Pferdeweiden und brachliegende Naturschutzflächen. Meine Koppeln sind auch betroffen und jedes Jahr stehe ich abgrundtiefseufzend vor der gelben Invasion. Es würde durchaus helfen, wenn wir zeitig mulchen (das ist wenn das Gras wie beim Rasenmäher kleingehäkselt wird und liegen bleibt) würden. Aber dann wäre nichts mehr für die Pferde da. Also versuchen wir es in einer Kombination mit mulchen und eben jäten. Und ja – jäten ist Mädchenarbeit und Mulchen was für Jungs, denn dafür braucht man einen Trecker. Vermutlich könnte ich das Ding auch fahren, auch mein Führerschein ist dafür ausgelegt, aber ich habe nicht die Nerven mir die Vorträge des Besitzers anzuhören, die voller Vorurteile mir erklären, wie man das Ding zu Schrott fährt und dass ich doch bitte genau diese Dinge alle nicht tun sollte. Außerdem würde jäten Mädchenarbeit bleiben und Mulchen wäre dann auch noch Mädchenarbeit. Aber das ist eine andere Baustelle.

Das giftige Kraut hat natürlich seine Lebensberechtigung. Es ernährt zum Beispiel die Raupen eines Schmetterlings – des Blutbärs. Und der steht auf der roten Liste. Der Raupe setzt das Gift nicht zu, sondern sie nutzt es zur Abwehr gegen Fraßfeinde. Passend dazu ist sie gelb-schwarz geringelt. Das scheint in der Tierwelt ein Zeichen für „Achtung giftig!“ zu sein. Aber auch das massenhafte Auftreten vom Jakobskreuzkraut hat nicht dazu geführt, dass der Blutbär sich massenhaft vermehrt. Vermutlich gehört zu seiner Vermehrung mehr als nur eine Menge Kreuzkraut.

Für mich bleibt unterm Strich nur die möglichst biologische Eindämmung der Plage. Und dazu gehört auch die Verbreitung der Informationen über Jakobskreuzkraut. Denn die Samen fliegen weit. Jeder ist willkommen sich am Ausreißen zu beteiligen. Mein Dank wird euch für immer hinterher hinken.

Links zum Text