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Aus völlig rationalen Gründen hat es mich vor einer Weile aufs Dorf verschlagen… da kann man beispielsweise ganz hervorragend nahezu unbehelligt in der Nähe seiner Pferde wohnen. Außerdem ist es deutlich unwahrscheinlicher, dass einem die Küche wegschwimmt, weil der Typ, der in der Platte über einem wohnt, in seinem Drogenrausch nicht mitbekommt, dass seine Waschmaschine die ganze Bude unter Wasser gesetzt hat, um an dieser Stelle nur zwei Gründe für diese Entscheidung zu nennen.

Nun hat das Ganze neben den zahlreichen Vorteilen allerdings auch einige Nachteile, und mit einem davon möchte ich mich in diesem Artikel beschäftigen.

Apropos Artikel – mit Artikeln hat das Ganze (wie die Überschrift bereits verriet) zu tun: Die Rede ist vom Einkaufen. Zwar gibt es hier im Ort einen Dorfladen, der sogar ab und zu geöffnet hat, aber für den alltäglichen Spezialbedarf einer ehemaligen Wahl-Fast-Großstädterin ist das nichts. So trug es sich zu, dass ich zum Laden des Akkus eines Musikgerätes zur inwändigen Beschallung meiner nicht mit einem Radio ausgestatteten Fahrzeuge ein Spezialkabel aus der Raumfahrttechnik benötigte – so fühlten sich die Beschaffungsversuche dieses Kabels jedenfalls an.

Zunächst kontaktierte ich die Kette, zu der das Geschäft gehörte, das in der nächsten Kleinstadt das Gerät, auf das eigentlich sogar noch Garantie war, verkauft hatte, zwischenzeitlich aber geschlossen hatte – die Antwort war unbefriedigend: Ich sollte das Gerät in die nächste, 30 km entfernte Stadt bringen, um es von dort aus zum Hersteller einschicken zu lassen und hätte es dann wieder abholen können – vermutlich mit einem Zettel, dass Kabel nicht unter die Garantie fallen, und apropos fallen – das fiel natürlich aus.

Ich versuchte dann mein Glück in eben jener bereits genannten Kleinstadt, aus der das Gerät stammte, denn dort gab es eine neue Elektronik-Bude, die bereits mit einer elektrisch betriebenen Kaffeemühle weiterhelfen konnte, nachdem ich in der ganzen Stadt keine handbetriebene hatte finden können. Die Aussage zu dem Kabel war: „Hamwa nich, geh mal zur Handybude.“

Da stand ich nun vor einem Geschäft, vor dem sich in meiner langjährigen Wahlheimat zwielichtige Typen und Hipster mit Hornbrillen und zu kurzen Hosen versammelt hätten – alleine. Auch in der Bude war nichts los, und ein freundlicher Mitarbeiter teilte mir sein Bedauern mit, mir nicht helfen zu können. Schade.

Lange Rede, kurzer Sinn: Auch in mehreren anderen Geschäften sah es nicht besser aus, so dass ich das Kabel bestellt habe. Im Internet. Bei einem bekannten, internationalen Online-Kaufhaus. Für ganze 8,89 € wird dieses Spezialprodukt elektrotechnischer Ingenieurskunst also nun (begleitet von mehreren E-Mails, wo sich das Ding gerade befindet, wann es vermutlich da ist und was ich unbedingt noch alles kaufen sollte) bis vor meine Haustür geliefert werden, und ich bin somit also mit daran schuld, dass der Einzelhandel vor Ort ausstirbt. Außerdem werde ich vermutlich über kurz oder lang die Kontrolle über meine Finanzen und überhaupt über mein Leben verlieren – bis dahin habe ich aber wahrscheinlich so ein Smart-Home, in dem mein Kühlschrank heute online bestellt, was ich morgen dann unweigerlich essen werde oder so… und ein Kabel zum Laden meines Musikröddels für im Auto, alles bestellt im Internet.

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