„Zeug aus Tieren“

Die Ereignisse in der Dauerbrenner-Debatte um vegane und vegetarische Produkte mit Namen, die auch Tierprodukte haben, überschlagen sich gerade: Da geht es um Nichtschnitzel, die jetzt anders heißen sollen und um Leder, das keins ist, aber so heißen darf, wenn dabeisteht, dass es vegan ist. Ich komme in der Diskussion seit geraumer Zeit nicht mehr mit, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass ich mich seit ungefähr 30 Jahren vegetarisch ernähre und seit ein paar Jahren so gut wie vegan, jedenfalls aber im Grunde ausschließlich vegan einkaufe und deshalb weiß, was in meinem Essen drin ist und was nicht: Das steht auf jedem verarbeiteten Produkt drauf, das ist nicht geheim und das kann jeder Mensch lesen, der eben lesen kann. Mir ist übrigens, bevor mir wieder irgendwer erzählen will, dass alle bösen Veganer und Vegetarier sämtliche Andersessenden missionieren wollen und jedes vegane Tierzeug-Ersatzprodukt ohnehin nur ein Versuch ist, eigentlich allen alles verbieten oder mindestens vorschreiben zu wollen, völlig egal, was andere Leute essen: Ich muss nicht alles mitmachen, bin aber auch nur für das verantwortlich, was ich tue… so lebt es sich übrigens recht gut.

Zurück zur Benennung von Produkten: Ich verstehe das Anliegen ja schon irgendwie – als vegan gelabelte Produkte ersparen mir zunehmend das Lesen des „Kleingedruckten“ und auch für mich wäre es ja gut, Zeug vom Tier auf den ersten Blick in jedem Produkt erkennen zu können. Ich schlage daher vor, ab sofort alle Produktbezeichnungen direkt hinter der Produktbezeichnung und in gleicher Größe und Schriftart um „mit Zeug aus Tieren“ und „ohne Zeug aus Tieren“ zu ergänzen… „Brot mit Zeug aus Tieren“ kaufe ich dann einfach nach dem ersten Blick auf die Verpackung nicht, weil ich den Planeten schützen will, soweit ich kann, weil ich was von Tierschutz halte und weil ich es unnötig finde, wenn in einem Produkt viel mehr Zeug drin ist, als da rein müsste. Hate-Speech-Fred-Günther hingegen hat es dann viel einfacher dabei, wenn er, wie er ungefragt unter jedem veganen Kochrezept auf Social Media kommentiert, jetzt erstrecht nur noch Tiere isst, weil Veganer doof sind, hohe Cholesterinwerte hingegen toll. Dann ist zum Beispiel auch die Bezeichnung „Gummibärchen“ noch eindeutiger – in „Gummibärchen mit Zeug aus Tieren“ sind dann zwar immernoch keine Bärchen drin, aber man kann auf Anhieb sicher sein, dass wenigstens Glibber aus gekochten Knochen, Häuten und anderen Tierresten oder dieses Farbstoff-Zeugs aus Läusen oder so drin ist… das ist doch eine gute Idee?

Okay – wie wir mit anderen, ganz schön verwirrenden Sachen umgehen, so wie Poolnudeln, weiß ich gerade auch noch nicht, aber da fällt mir bestimmt auch noch was ein.