Vor gar nicht allzu langer Zeit habe ich ja beschlossen, wieder eine Armbanduhr tragen zu wollen… ja, das Handy zeigt auch die Zeit an, aber nachdem es mal cool war, das kleinste Handy zu besitzen, als ich noch weniger grau war als heute, werden die Dinger nun immer größer. Diese Tatsache zusammen mit dem Fakt, dass ich mit meinem früheren Handy’n Loch in die Fliesen schmeißen konnte, wenn mir das Teil aus der Hand gedonnert ist und die neuen Plietschfons (das ist übrigens das offizielle Wort für „Smartphones“ op Platt, und ich finde, dieses Wort wird viel zu selten genutzt) zum größten Teil empfindliche Mimöschen sind, führt dazu, dass mein Handy im Grunde genommen sowas wie ein Festnetz-Telefon ist, das eigentlich immer an seinem Platz liegt… das bringt zur Zeitanzeige mal wenig bis nix.
Ich schweife ab.
Kommen wir zurück zur Uhr – die ich mir tatsächlich angeschafft habe, was im Grunde ein eigenes Kapitel von ’ner Menge zum Teil irgendwann genervten Leuten, unfreundlichen und wenig kompetenten Verkäuferinnen, Falschlieferungen, unpassenden Armbändern und einigen Reisen hätte wert sein könnte, wenn das jetzt nicht alles fast vergessen wäre – ich habe sie nämlich: Meine Uhr.
Und das übrigens, obwohl meine andere Hälfte mir wohl schon tausendfach unterstellt hat, ich hätte eine selbige gefressen, denn wenn man mich fragt, wie spät es ist, antworte ich gern sowas wie: „Sechzehn Uhr siebenunddreißig!“ Meist liege ich auch, wenn ich vor Stunden das letzte Mal auf die Uhr geguckt habe, nur um wenige Minuten daneben, wenn es mir gut geht, ich wenig Stress habe und seltsamerweise besonders dann, wenn ich mich an gewohnten Orten aufhalte. Schönes Talent also, das mir in den wenigsten Fällen mehr bringt, als dass es irgendwelche Leute beeindruckt, während es versagt, wenn’s wirklich wichtig ist.
Kommen wir aber von der „Story of my life“ abermals zurück zur Uhr:
Das beste daran, wieder regelmäßig’n Wecker am Arm zu tragen, ist – um das nochmal zusammenzufassen – jedenfalls nicht, dass man immer weiß, wie spät es ist… meistens hab‘ ich auch neben dem Telefon noch irgendein anderes Gerät in der Nähe, das das wüsste, weil man als Schreibtischtäterin auch, wenn man Singen und Klatschen studiert hat, meistens vorm Rechner sitzt. Gut – oft mit Wachsmalkreiden oder bunten Filzstiften (gelernt ist gelernt), aber dennoch vorm Rechner, und auch der weiß, welche Stunde geschlagen hat.
Das beste an ’ner Uhr ist auch nicht, dass ich das Teil irgendwie ganz schön finde oder dass es gar irgendwem auffiele: Die coolen Leute tragen heute offensichtlich so’ne Smartwatch und können auf der Uhr, die sie dann wie das Telefon dauernd aufladen müssen, dasselbe sehen, wie auf dem Telefon – der Sinn hat sich mir irgendwie nie erschlossen. Dass es überhaupt „richtige“, mechanische Uhren gibt, ist den meisten Leuten in meinem Alter gefühlt irgendwie gar nicht bekannt – mit irgendwas rumzuprollen, ist für mich allerdings in den seltensten Fällen ein Kaufkriterium für irgendwas, und wenn doch, dann nicht für Dinge, die ich zu neunzig Prozent unterm Pulloverärmel trage… wie dem auch sei: Der Coolness-Faktor ist da in meinen Kreisen irgendwie nicht so hoch und für mich eh in den seltensten Fällen ein Grund für irgendwas.
Nein – der wahre Vorteil einer „richtigen“ Uhr zeigt sich offensichtlich genau zweimal im Jahr: Normalerweise gucke ich zu Anlässen wie dem heutigen (ja – es ist mal wieder Zeitumstellung) nach dem Aufwachen wie die Kuh wenn’s donnert irritiert abwechselnd auf alle Zeitanzeiger, die mein Hausstand zu bieten hat – meist, um festzustellen, dass diese alle mehr oder weniger dieselbe Zeit anzeigen. Hat sich hier jetzt alles umgestellt oder gar nix? Immerhin hat der Funkwecker schlechten Empfang, Windows ist relativ neu aufgesetzt und das Telefon ist insgesamt noch ziemlich neu (empfindliche Mistdinger – Ihr erinnert Euch).
Nur heute war alles anders: Ein Blick auf die Uhr und der Sachverhalt war klar.
Nur stellen musste ich sie dann natürlich noch… aber dieser „Nachteil“ ist ja wie bereits beschrieben eigentlich der größte Vorteil.